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Führung neu gedacht

Führung neu gedacht

In einer Zeit des Wandels muss Kirche nicht nur die Verwaltungsstrukturen neu denken, sondern auch als Arbeitgeberin attraktiv sein. Dabei gilt es, innovative Lösungskonzepte zu entwickeln und sich auf Ungewöhnliches einzulassen. Doch reicht das? Eine Chance, um Weichen neu zu stellen, könnte Interim-Management sein.

Der allgemeine Fachkräftemangel und die Schwierigkeiten in der Personalfindung treffen die Kirche im Besonderen – ganz deutlich wird das bei seelsorglich tätigem Personal. Weniger werdendes Ehrenamtsengagement kommt zu den ohnehin schon komplexen Herausforderungen dazu – es verwundert leider nicht, dass Burn-Out unter Beschäftigten in der Kirche keine Seltenheit mehr ist. Eine besondere Kultur und Entscheidungswege machen Personalakquise nicht einfacher. Immer mehr Menschen, die in den Dienst der Kirche treten, haben den kirchlichen Stallgeruch mit seinen Strukturen und Abläufen nicht von der Pike auf gelernt – und schon gar nicht die des dazugehörigen Verwaltungsapparates.

Dabei unterscheiden sich Grad und Ausprägung von Veränderungsbereitschaft, Entscheidungswegen und Kommunikationskultur erheblich von der „nicht-kirchlichen“ Welt.  Dies erfordert, neue Führungskonzepte und eine Anpassung von Strukturen – Herausforderungen, denen die beiden großen Kirchen begegnen. So werden auf katholischer Seite landauf, landab immer mehr Verwaltungsleitungen etabliert, um seelsorgerliches Personal zu entlasten. Dies bringt Chancen und Gefahren mit sich, denn damit ändern sich natürlich auch hergebrachte Rollen. Ein Blick in die evangelischen Landeskirchen verrät, dass auch hier das Führungsverständnis stark im Wandel ist. Das Bild des klassischen Gemeindepfarrers oder der Gemeindepfarrerin, zu deren Berufsbild es gehört, dass Aufgaben des Predigtamtes, der Leitung und der Verwaltung in einer rechtlichen Gestalt vereint sind, steht auf dem Prüfstand. Verschiedene Formen der Entlastung werden in den Kirchen der EKD dazu erprobt.

Eine interessante Beobachtung ist, dass externe Führungskräfte, die zuvor keine Berührung mit der Kirche hatten, oft schnell wieder ausscheiden. Dies unterstreicht die Bedeutung von Verständnis und Anschlussfähigkeit der Personen in Führungspositionen. Ohne diese bleibt man als Führungskraft wirkungslos.

In einigen Fällen lässt sich feststellen, dass vakante Leitungsstellen, die interimistisch mit externen Kräften besetzt wurden, eine schnelle und sehr effiziente Lösung sein können. Dabei ist es wichtig, den Gesamtprozess im Blick zu behalten und die notwendigen Reorganisationsaufgaben zu berücksichtigen, bevor eine endgültige Neubesetzung erfolgt. Dabei kann die 2denare-Tochter gemellus unterstützen, die seit Ende 2023 die Vermittlung von Interimslösungen praktiziert und damit ein Beispiel für die Professionalisierung ist, die bei der Besetzung von Führungspositionen notwendig ist.

Interim-Management ermöglicht es, auf kurzfristige Vakanzen oder spezielle Herausforderungen schnell und professionell zu reagieren, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen. Dies ist besonders vorteilhaft in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit. Erfahrene Interim-Manager können gezielt für bestimmte Projekte oder Herausforderungen genutzt werden, neue Impulse setzen und frischen Wind in etablierte Strukturen bringen. Gleichzeitig werden in dieser Phase die Anschlussfähigkeit und das Verständnis für kirchenspezifische Besonderheiten getestet, bevor eine langfristige Besetzung erfolgt. So kann Interim-Management auch als eine Art „Probezeit“ für potenzielle langfristige Führungskräfte dienen. Das Risiko von Fehlbesetzungen reduziert sich deutlich, sodass nur diejenigen in Führungspositionen gelangen, die sowohl fachlich als auch kulturell zur Kirche passen. Ein zunächst ungewöhnliches Konzept, das Mut und Veränderungsbereitschaft erfordert, obwohl es personell und ökonomisch sehr sinnvoll ist.

Dieser Beitrag ist erschienen in der Newsletter-Ausgabe 01/2024 vom 17.04.2024.

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Dr. Susanne Teichmanis

Dr. Susanne Teichmanis war als Leitende Juristin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und als Oberkirchenrätin der Evangelischen Landeskirche in Baden lange selbst in Führungsverantwortung.  Zuletzt unterstützte sie selbst als Interims-Verwaltungsleitung in Hechingen im Dekanat Zollern im Erzbistum Freiburg den dortigen Veränderungsprozess.